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Eckstein, D.

"Der papierne Internationale Nothilfepass im Vergleich zur elektronischen Chipkarte - Eine Wertung aus der Sicht des Notfallpatienten"

Gliederung :
1. Zum "Notfall"
2. Historie
3. Vergleich des papiernen Internationalen Nothilfepasses mit der Chipkartenvariante
3.1. Beschreibung des papiernen Nothilfepasses (Vorschlag)
3.2. Vor- und Nachteile des papiernen Nothilfepasses
3.3. Vor- und Nachteile der elektronischen Chipkartenvariante
4. Diskussion
Literatur
Vorstellung des Autors

1. Zum "Notfall"
In Notfallsituationen ist es wichtig, ausgefallene Vitalfunktionen zu beheben (Vergl. 1). Wichtig ist hier, auf die 5-Minuten-Frist bis zum Eintritt des biologischen Todes hinzuweisen.

2. Historie
Bekannt ist, dass ein Teil der deutschen Wehrmacht, insbesondere Frontsoldaten, die Blutgruppe auf die Unterseite eines Oberarms tätowiert bekam. Später wurden verschiedene papierne Nothilfepässe in Deutschland verbreitet. Neben Blutgruppen sind dort auch Gefährdungen, Tetanus- impfstatus u.a. dokumentiert. Manche waren auch mit einem Passbild ausgestattet. Vor kurzem wurde, tragend durch Gesundheitspolitiker in Deutschland, im Rahmen der sogenannten elektronischen Gesundheitskarte die "Idee" entwickelt, auch Notfallsdaten in einem Chip elektronisch zu speichern.

3. Vergleich des papiernen Nothilfepasses mit der elektronischen
Chipkartenvariante 3.1. Beschreibung des papiernen Nothilfepasses (Vorschlag) - Inhalt: Aus der Erfahrung des Notarztes erscheint als sinnvoll: * Wichtiges in "Signalrot" * Vorderseite: Personenidentifikation und Blutgruppe einschließlich Rhesus-Faktor * Rückseite: Risikofaktoren (einschließlich Allergien) als potentielle Lebensbedrohung und Tetanusimmunisierung mit Datum - Material: Festes Papier. (Eine Chipkarte ist wegen dem häufigen Vorkommen von Bankkarten und verschiedenen "Werbekarten" insbesondere wegen Verwechs- lungsgefahr abzulehnen.) - Aufbewahrungsort: unmittelbar am Pass - Sprachen: 1. Landessprache 2. Englisch als international verbreitetste Sprache (2) - Schriftgröße: "mit bloßem Auge lesbar" als Anforderung

3.2. Vorteile und Nachteile des papiernen Nothilfepasses
Vorteile Nachteile
* ohne Hilfsmittel lesbar
(cave: 5-Minutenfrist)
* in elektronische Netzwerke nur
mit Spezialtechnik einlesbar
* Aufbewahrung beim Patienten problemlos (Selbstverantwortung und Selbstkontrollpflicht)  
* weltweite Anwendung sicher machbar  
* Fortschreibung problemlos  
* nahezu 100% Fälschungs- sicherheit  

3.3. Vorteile und Nachteile der elektronischen Chipkartenvariante
Vorteile Nachteile (3)
* in elektronische Netzwerke problemlos einlesbar * nur mit beträchtlichem technischem Aufwand lesbar (! 5-Minutenfrist)
  * weltweite Anwendung mit hohem technischem Aufwand (z.B. komfortable elektronische Signatur u.a.) machbar (! 5-Minutenfrist)
  * weltweite Anwendung mit einheitlicher Technik nicht machbar
  * Fortschreibung nur mit Technik möglich
  * Fälschungssicherheit der Daten auf dem Chip auf längere Zeit abnehmend.

4. Diskussion
Die papierne Lösung steht sofort zur Verfügung, da sie ohne technische Hilfsmittel lesbar ist. Das ist angesichts der Not- situation und der 5-Minuten-Frist der entscheidende Vorteil für den Patienten. Dann ist, bedingt durch technische Belange, auf dem elektronischen Medium anhaftende Nachteile dringend hinzuweisen: Fälschungssicherheit ist nicht gegeben, weltweite Anwendung nicht machbar u.a. Zusammenfassend ist also die papierne Variante weit überlegen. Selbst die Gabe der Daten auf eine Internetseite ist bei der Brisanz der Daten ebenfalls kritisch zu sehen (3). Auch kann so deswegen die Chipkarte für den Patienten ausgesprochen lebensbedrohlich werden.


Literatur

(1) Vergl.: "Reanimation" Deutscher Ärzteverlag Köln, 1991
(2) BAETHGE, C.: "Die Sprachen der Medizin". Deutsches Ärzteblatt, 105, 3, 2008, S. 37
(3) Vergl.: ECKSTEIN, D. et al.: "Gutachten aus Sicht der Informatik zu den §§371 Beweis durch Augenschein und 371a Beweiskraft elektronischer Dokumente der ZPO". www.praxis-eckstein.de - Publikationen

Vorstellung des Autors

Dr. med. Dietmar Eckstein:

-- Dienststellung
* Facharzt für Innere Medizin
* Seit 1990 eigene Niederlassung als Praktischer Arzt
-- Bezug zur Notfallmedizin
* 1976 - 1980 Stationsarzt auf der Internistischen Notaufnahme der der damaligen Medizinischen Hochschule Magdeburg
* 1980 - 1984 Mitglied des Notärzteteams der Stadt Chemnitz (damals Karl-Marx-Stadt)
* 1984 bis dato als Notarzt nur bei Bedarf aus der eigenen Praxis heraus tätig