1.

Bernhardt, W und Eckstein, D. : Kinetische Eigenschaften der Phosphopruktinase aus menschlichen Erythrozyten. Diplomarbeit Leipzig 1974, S. 1 - 37


2.

Eckstein, D. : Untersuchungen zur Differenzierung von Lymphozyten bei Normalpersonen und chronisch-urämischen Dialysepatienten. Promotion A-Schrift. Magdeburg 1976, S. 1 - 47


3.

Höfs, T., Kleine, F.-D., Liebmann, S., Eckstein, D. u. NGUYEN KHANH TRACH 8 Dt. Gesundheitswesen 31 (1976), 1221-1223


Ein Fall von Malaria tertiana bei einem vietnamesischen Bürger in der DDR.

Zusammenfassung
Es wird über einen Fall von Malaria tertiana bei einem vietnamesischen Bürger anläßlich seines Aufenthaltes in der DDR berichtet. Die Möglichkeiten des Zeitpunktes der Infektion bei dem Patienten werden diskutiert. Auf die zu erwartende steigende Zahl eingeschleppter Malariafälle in der DDR wird hingewiesen

In der DDR ist die Malaria zur Zeit weder endemisch noch epidemisch verbreitet. Die letzte Malariaepedemie auf dem Gebiet der heutigen DDR wurde 1946/47 in der damaligen sowjetischen Besatzungszone registriert (8). Vor mehreren Jahren wurden autochthone Malariafälle im Bezirk Leipzig diskutiert. In der BRD gab es nach dem 2. Weltkrieg kleinere endemische Tertianavorkommen in Ostfriesland (4,12) und in Schleswig-Holstein (12). Weder in der DDR noch in der BRD spielt die "einheimische" Malaria heute eine Rolle, was sich für das Gebiet der DDR z.B. darin ausdrückt, daß im Statistischen Jahrbuch der Jahrgänge 1964 - 1974 und in anderen einschlägigen Werken eine Morbidität an Malaria negiert wird (1,9). Von zunehmender internationaler Bedeutung sind hingegen eingeschleppte Malariaerkrankungsfälle. So wurden beispielsweise von 1963 bis 1972 546 importierte Malariafälle in der BRD registriert. Bei 44,3 % lag ein Malaria tropica vor, welche überwiegend afrikanischen Ursprungs war; aus Asien kamen in der Mehrzahl Tertianaerkrankungen (37,5 %). Aus Vietnam wird in diesem Zeitraum über einen Fall berichtet, wobei der Publikation nicht zu entnehmen ist, welcher Art dies Malaria war (11). Über ähnliche Erfahrungen äußerten sich 1969 Stille und Kaltwasser unter Hinweis auf therapeutische Probleme (10). In das Gebiet der DDR werden jährlich 4 - 5 Fälle von Malaria eingeschleppt (6). Unsere Erfahrungen mit einem in der DDR an Malaria erkrankten nordvietnamesischen Staatsangehörigen sollen in folgender Kasuistik dargelegt werden.

Kasuistik

Es handelte sich um einen 18jährigen Vietnamesen, welcher sich bis zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme seit 9 Monaten ununterbrochen in der DDR aufgehalten hatte. Familien- und Eigenanamnese waren unauffällig. Er gab an, in den letzten zwei Jahren kein Fieber bemerkt zu haben und noch nie an Malaria erkrankt gewesen zu sein. Eine Woche vor der stationären Aufnahme habe er ein alle 3 Tage wiederkehrendes Fieber bemerkt. Bei dem hochfieberhaften Patienten waren folgende Befunde zu erheben: Herpes labiales an der Oberlippe, Rachenring reizlos, Leber nicht palpabel, Milz von derber Konsistenz, erheblich vergrößert und druckschmerzhaft. Über dem Herzen leises Systolikum, welches nach dem Fieberanfall wieder verschwand. RR 120/80 Torr, Puls 120/min. Der übrige internistische Status bot regelrechte Befunde. Hb 13,9 g%, Leuko 2900 (Segm. 53, Stabk. 5, Eos. 5, Lymphozyten 26, Monozyten 11), SGOT und SGPT negativ. Eisenspiegel 111 pg%. Retikulozyten 28 %. Alkalische Phosphatase im Serum anfänglich stark erhöht. Bilirubin im Serum im Normbereich. EKG: Sinusrhythmus. Indifferenztyp, normaler Erregungsablauf. Thorax-Röntgenaufnahme: kein pathologischer Befund. Bewußtseinstrübung im Sinne eines Deliriums febrile. Im Blutausstrich nach Pappenheim und im dicken Tropfen vor und während der Fieberschübe waren Ringformen und Schizonten nachweisbar (Abb. 1 und 2).

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Abb. 1 und 2 Blutausstrich während eines Fieberschubes bei Malaria tertiana. Färbung nach Pappenheim: typische Schizonten und Ringformen
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Der charakeristische Fieberverlauf mit Schüttelfrost und Somnolenz, die völlige Beschwerdefreiheit in den fieberfreien Intervallen, der Milztumor und schließlich der Erregernachweis führten uns zur Diagnose Malaria tertiana, nachdem primär an ein septisches Geschehen gedacht worden war. Die Behandlung erfolgte nach anfänglicher erfolgloser, hochdosierter Ampicillingabe mit Chlorochindiphosphat (1. Tag 1,5 g, 2. Tag 1 g, 3. Tag 0,5 g). Nach dieser Therapie wurde der Patient fieberfrei und der Erregernachweis gelang nicht mehr. Im Verlaufe einer Woche normalisierte sich die anfänglich erhöhte alkalische Phosphatase.

Diskussion

Während die Malaria in Nordeuropa, der UDSSR, Nordamerika, Japan und Ausralien als ausgerottet gilt, ist sie in anderen Teilen der Erde noch vorhanden (10,12). Über das Gebiet Vietnams waren in dieser Hinsicht keine exakten Angaben zu eruieren. Nach Bruce-Chwatt (2) und Kiel (5) können in Südvietnam noch Malariaherde angenommen werden. In Nordvietnam schwankt die Morbidität an Malaria tertiana zwischen 0,1 und 3 % mit erheblichen, regionalen Unterschieden, wobei die Gebirgsregionen unterhalb 1500 m die Gebiete mit hoher Morbidität darstellen (3). Die Morbidität an Tropika- und Quartanaerkrankungen ist uns nicht bekannt. Im vorliegenden Fall scheint uns der Zeitpunktder Erstinfektion von Interesse zu sein. Wir glauben an Hand der eingangs zitierten Literaturhinweise eine Infektion des Patienten in der DDR sicher ausschließen zu können und ziehen sowohl eine Spätmanifestation, als auch ein Spätrezidiv einer Malaria tertiana in Betracht. Da der Patient glaubhaft versicherte, während der letzten Jahre nicht fieberhaft erkrankt gewesen zu sein und seit 9 Monaten in malariafreien Gebiet lebte, erscheint uns eine Spätmanifestation, also der Ausbruch einer noch in Vietnam aqirierten Malaria tertiana, als Infektionsmodus am wahrscheinlichsten. Durch die immer engere Kooperation der sozialistische Länder und die weltweite diplomatische Anerkennung der DDR ergeben sich häufiger Kontakte mit Staaten, in denen die Malaria vorkommt. Es sollte deshalb an Hand unseres Falles darauf hingewiesen werden, daß bei Rückkehrern und Ausländern aus Malariagebieten eine Malariainfektion bei Fieberschüben differentialdiagnostisch immer berücksichtigt werden muß (7).

Literatuer

1. Autorenkollektiv: Das Gesundheitswesen der DDR (1967 - 1973), Akademie für Ärztliche Fortbildung, Berlin - 2. Bruce-Chwatt, L.:Z.Tropenmed. u. Parasitol. 22 (1971), 370. - 3. Duong Thai: pers. Mitteilung - 4. Grunke, W.: Klinik der einheimischen Infektionserkrankungen. VEB Georg Thieme, Leipzig 1962, S. 278. -5. Kiel, F.: Pathol. Ann. 3 (1968), 1. - 6. Kupferschmidt, H.-G.: pers. Mitteilung. -7.Mohr, W.: Münchener med. Wochenschr. 111 (1969), 1477. - 8. Schroeder, W.: Z. Tropenmed. Und Parasitol. 2 (1950), 488. - 9. Statistisches Jahrbuch der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin. - 10. Stille, W., u. P. Kaltwasser: Dt. med. Wochenschr. 94 (1963); 1518 - 11. Weise, H.-J.: Dt. med. Wochenschr. 99 (1974), 966. - 12. Wildfuhr, G.: Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Epidemiologie. Bd. 2. VEB Georg Thieme, Leipzig 1961

Manuskripteingang: 13. Februar 1976

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