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Eckstein, D. u. K. Güttel: Mikrofilmgestützte Speicherung und Bereitstellung patientenbezogener Informationen für medizinische Betreuung, Lehre und Forschung. In: Mikrofilmanwendung in Lehre und Forschung. Zentralinstitut für Hochschulbildung, Berlin 1982, S. 36-39

Die Anwendung des Mikrofilms für die Speicherung und Bereitstellung patientenbezogener Informationen ist international seit längerer Zeit bekannt. Auch in der DDR steht der umfassenden Nutzung des Mikrofilms in der patientenbezogenen Information seit der Herausgabe des Beschlusses des Ministerrates über die Mikroverfilmung von Schrift- und Zeichnungsgut vom 19. September 1972 nichts mehr im Wege. Zur Vorbereitung, Aktivierung und Koordination der unterschiedlichsten Nutzer und Interressenten wurde 1977 innerhalb der Arbeitsgruppe " Mikrofilmtechnik im Hochschulwesen" des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen der DDR der Themenkomplex " Mikrofilmtechnik in der medizinischen Betreuung" gebildet. Trotz jahrelanger Bemühungen dieser Arbeitsgruppe und einiger Erstanwender ist der Einsatz des Mikrofilms für die Speicherung und Bereitstellung patientenbezogener Informationen noch unbefriedigend. Abgesehen von Mängeln der Mikrofilmgeräte und ihrer Bereitstellung kann auch der Stand der ideologischen und organisatorischen Vorbereitung in den medizinischen Einrichtungen einschließlich des Hochschulwesens noch nicht befriedigen. Das ist um so verwunderlicher, je näher man die Situation bezüglich der Speicherung und Bereitstellung patientenbezogener Informationen in der ärztlichen Praxis untersucht. Im allgemeinen wird sie nämlich durch folgende Mängel charakterisiert:
- Die Patientenakten sind unzureichend gegen physische Schädigung, Vernichtung im Katastrophenfall und unkontrolliertem Zugriff geschützt.
- Die Verfügbarkeit der Patientenakten ist aufgrund organisationstechnischer und organisatorischer Mängel ( Falscheinstellung der Betreuungsdokumentation in der Registratur, im Archiv u. a. ) in unzulässiger Weise eingeschränkt.
- Die Zugriffszeiten sind - insbesondere bei älteren Unterlagen - viel zu lang, so daß man häufig auf die Altakte verzichtet.
- Es fehlen die Voraussetzungen für einen problemlosen Austausch von Unterlagen bei Überweisungen von Patienten und für die Zusammenführung aller einen Patienten betreffenden Informationen.
- Für die Beschäftigten in den Registraturen und Archiven existieren häufig unzureichende Arbeitsbedingungen. Negative Folgen dieses Zustandes sind unter anderem Mehraufwendungen und Mehrbelastungen der Patienten bei der Befundung, eine Beeinträchtigung der medizinischen Betreuung sowie erhebliche Einschränkungen der Auswertbarkeit der patientenbezogenen Informationen für Forschung und Lehre. Die Überwindung dieser auch für andere Länder kritisch eingeschätzten Situation ist allein mit traditionellen Mitteln und Methoden oder nur mit der EDV nicht möglich. Bei der Suche nach einer akzeptablen Lösung der Probleme erweist sich, dass im Sinne der bestmöglichen Betreuung unserer Patienten die umfassende und rationelle Befriedigung des Informationsbedarfs in den medizinischen Einrichtungen optimal nur über die Kopplung konventioneller Datenbereitstellungssysteme mit Mikrofilmtechnik und EDV möglich ist. Zur Zeit hat sich der Themenkomplex das Ziel gestellt, routinemäßig arbeitende Modellvarianten von Mikrofilmstellen in den medizinischen Einrichtungen zu schaffen. Dabei stützen wir uns auf die in den folgenden Einrichtungen gewonnenen Erfahrungen:

Medizinische Einrichtung Verfilmung seit
Kreiskrankenhaus Forst/Lausitz 1976
Bezirkskrankenhaus Schwerin 1976
Friedrich - Schiller - Universität Jena 1977
Betriebspoliklinik des VEB Keramische Werke Hermsdorf 1978
Medizinische Akademie Magdeburg 1980


Die in den fünf Einrichtungen gemachten Erfahrungen besagen, daß der Einsatz des Mediums Mikrofilm für die Speicherung und Bereitstellung patientenbezogener Informationen geeignet ist, wobei aber gegenüber den "klassischen" Einsatzgebieten in der Literatur- und Zeichnungsverfilmung eine Reihe spezifischer Probleme auftreten, die es zu beachten gilt. Einmal weisen patientenbezogene Informationen hinsichtlich Aufzeichnung und Informationsträger eine große Heterogenität auf, die vor der Mikroverfilmung zu einer inhaltlichen, verfahrenstechnischen und organisationstechnischen Aufbereitung zwingt. Ein erster Schritt zur Begrenzung dieser Vielfalt ist die Einführung der einheitlichen Betreuungsdokumentation ( nachzulesen in Verfügungen und Mitteilungen des Ministeriums für Gesundheitswesen 4/81 ). Zweitens müssen Patientenakten - auch nach Mikroverfilmung - bei jeder erfolgenden Betreuungsaktivität ergänzt werden. Man arbeitet deshalb heute überwiegend mit Jackets zur Aufnahme von Rollfilmstreifen bzw. -abschnitten. Auch der Einsatz des Klebe - Montage - Verfahrens ist möglich. Die technisch - organisatorische Ideallösung für Betreuungsdokumentationen stellt jedoch das sogenannte "lebende Mikrofiche" dar, welches zeitlich getrennte Aufnahmen entsprechend der Ergänzungserfordernisse ermöglicht. Diese den silberfreien elektrophotographischen Film benutzenden Mikrofilmsysteme werden, wie Literaturauswertungen zeigen, bereits in Krankenhäusern eingesetzt. Der für die Einführung der Mikrofilmtechnik notwendige Aufwand wird durch die im folgenden angegebenen Hauptvorteile der Mikrofilmanwendung mehr als aufgewogen:


1. schneller Zugriff zu den Patientenunterlagen bei ständiger Aktualität des Speichers;
2. Verbesserung von Ordnung und Sicherheit in den Registraturen und Archiven durch die Anwendung von Kopien und Duplikaten;
3. Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Registraturen und Archiven sowie auch in der ärztlichen Praxis;
4. Raumeinsparung für die Ablage der patientenbezogenen Information um mehr als 90 %.

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